Welchen Zweck erfüllt Musik?
Welchen Zweck Musik letztendlich erfüllt, wird bereits seit Charles Darwin diskutiert, und das Thema bleibt weiterhin umstritten. Unter den vielen verschiedenen Meinungen bestimmen zwei bekannte Argumente die gegenwärtigen Überlegungen zu dem Thema. Steven Pinker, Kognitionswissenschaftler und Autor populärwissenschaftlicher Bücher, schreibt in seinem Buch Wie das Denken im Kopf entsteht (Kindler Verlag, 2002), dass Musik nicht maßgeblich an der Evolution des Menschen beteiligt war. Mit der Metapher des „akustischen Käsekuchens“ beschreibt er, wie Musik Freude hervorruft und mit Hilfe unseres Sprachsystems Kommunikation ermöglicht.
Laut Pinker ist Musik Luxus für unser Sprachsystem, genauso wie ein Käsekuchen unsere Vorliebe für Zucker und Fette, die bei unseren Vorfahren nur selten auf dem Speiseplan standen, bedient. Dieses Argument legt nahe, dass Sprache eine geistige Fähigkeit ist, die sich aufgrund ihrer offensichtlichen Vorteile für das Sozialverhalten von Primaten entwickelte. Musik, so Pinker, ist eher ein Nebenprodukt der Sprache, das selbst keinen eindeutigen Vorteil mit sich bringt.
Eine Gegenthese stützt sich auf Charles Darwins Theorie der sexuellen Selektion und der Präferenzen bei der Partnerwahl.
Demzufolge wirkt eine musikalische Begabung anziehend und erhöht die Chancen eines Individuums auf Paarung. Was dieses Konzept so interessant macht, ist die Tatsache, dass Musikalität, beispielsweise die Fähigkeit, Klavier zu spielen, nur als Beweis für allgemeine Leistungsfähigkeit dienen könnte. Eine Analogie aus der Natur ist das Pfauenmännchen, dessen Schwanzfedern nur unter sehr hohem Energieaufwand wachsen, ohne ihm dabei einen funktionellen Vorteil zu verschaffen. Die Botschaft an den potentiellen Partner ist, dass das Männchen gesund genug ist, dieses prachtvolle Rad zu produzieren, und trotzdem noch Kraft übrig hat.