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Lichterloh in Flammen

Die Naim-Label-Band Sons of Kemet, Gewinner des MOBO Award für Beste Jazzband 2013, sind die Stars einer neuen Jazzgeneration.

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Sons of Kemet, angeführt von Multi- Holzbläser Shabaka Hutchings, wurden bei den MOBO Awards 2013 zur besten Jazzband gekürt. Der Preis ist ein weiterer Ritterschlag für ein Quartett, das die zeitgenössische Jazzszene im Sturm nahm und von Fans und Kritikern gleichermaßen für seinen erdigen Sound gelobt wird.

Was bedeutet Hutchings der Preis? „Sehr viel. Der MOBO Award ist eine der letzten Ehrungen, die den Jazz im Mainstream überhaupt anerkennen. Diese Gelegenheit bekommen zu haben ist richtig klasse.“ Und wie wichtig ist es, dass der Jazz im Mainstream repräsentiert wird? „Ich halte es für ziemlich wichtig, weil sich die Wahrnehmung von Jazz im Großen und Ganzen von dem zu unterscheiden scheint, was tatsächlich läuft. Menschen sollten unbedingt auf verschiedene musikalische Optionen zurückgreifen können.“

Zur Band gehören Hutchings, Oren Marshall an der Tuba und die Schlagzeuger Tom Skinner und Seb Rochford. Hutchings erklärt, warum er sich für diese unkonventionelle Instrumentierung entschied: „Ich habe mich viel mit westafrikanischer Musik beschäftigt und wollte deren schweren drumbetonten Sound haben.“

Außerdem sollte der Schwerpunkt vom Saxofon weggenommen werden. Ich finde, mit zwei Schlagzeugern hat man so viel Rhythmus, dass das Saxofon beinahe zu einem Teil des rhythmischen Grundgerüsts wird.“ Marshall wurde noch dazugeholt, weil „die Tuba der Musik viel gibt. Sie ändert öfter ihre Funktion, manchmal fungiert sie als Bass, manchmal rhythmisch und manchmal als Solistin. Auf einer anderen Ebene betrachtet bietet die Tuba einfach eine wärmere Klangfarbe, ihr Sound ist so erdig.“

"Die Wahr-nehmung von Jazz scheint sich im Großen und Ganzen von dem zu unterscheiden, was tatsächlich läuft"

Der Preis folgte auf die Veröffentlichung ihres mitreißend rootslastigen Debütalbums Burn. Hutchings, der sein Handwerk mit geradezu wilder Leidenschaft betreibt, beschreibt die Entstehung des Albums: „Die Kombination von alt und neu war mir am wichtigsten, und dass die Aufnahme klingt wie eine dieser alten Afrobeat-Platten. Ein völlig ungekünstelter Sound, ganz natürlich, der sich trotzdem nach 2013 anhört.“ Wie kam dieser Sound zustande? Im Tonstudio spielten wir ohne Trennwände und Kopfhörer. Ich sagte dem Toningenieur von Anfang an, dass der Vibe für mich die Hauptsache ist.

Also setzten wir uns im Kreis hin und platzierten die Mikros so, dass es nicht zu viel Übersprechen gab.“Welcher ist Hutchings’Lieblingstrack? „Song for Galeano“ bedeutet mir sehr viel. Eduardo Galeano ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren, er hat meine Sichtweise auf sehr viele Dinge entscheidend verändert.“ Burn enthält ein rührendes Cover von ‚Rivers of Babylon’, Hutchings macht jedoch deutlich, dass das nichts mit Boney M zu tun hat: „Ich habe die Version von Boney M nie gehört. Das Stück kenne ich als karibischen Rastafari-Song, der, wie viele andere, kulturelle Grenzen sprengt.“

Der Stern von Sons of Kemet ist im Aufsteigen. Die Band freut sich auf einige große Bühnenauftritte sowie auf die Produktion eines neuen Albums und sie brennen lichterloh für die neue Generation des Jazz.

Zündfunken im Studio

Der Toningenieur von Burn, Dilip Harris, weist eindrucksvolle Referenzen auf, die er sich mit Größen wie Zero 7, Roots Manuva, Jamiroquai und Michachu erarbeitete. Nach eigener Aussage wuchs Harris im fruchtbaren musikalischen Umfeld des Camden der 70er heran. Geschult in jamaikanischer Musik, machte er in den späten 80ern seine Ausbildung als Recording-Künstler in den Hip-Hop-Fabriken New Yorks. 

Q Wie bist du an die Aufnahme von Burn herangegangen?

A Wir haben das Album in Antonio Feolas Fish Factory Studios auf Mehrspurband aufgenommen. Das Monitoring war manchmal etwas anstrengend, weil zwei Schlagzeuger sehr laut werden können, aber zum größten Teil ermöglichte es ein produktives und kreatives Umfeld. Da wir mit Tonband arbeiteten, haben wir immer drei Takes von jedem Stück erstellt, einen Favoriten ausgewählt, den Take auf den Computer übertragen und den Vorgang dann mit demselben Band wiederholt. Nach dieser anfänglichen Session nahm Seb die Tracks zum Bearbeiten mit und ich habe sie dann zum Mastern in meinem Studio wieder auf Band überspielt. Mit diesen unterschiedlichen Produktionsphasen bekam die Aufnahme einen Hybridcharakter, sowohl analog als auch digital.

Q Wie bist du mit dem Übersprechen zwischen den beiden Schlagzeugen klargekommen?

A Wenn man einen Raum mit entsprechender Akustik benutzt, sorgt das Übersprechen zwischen Instrumenten für Atmosphäre, und der Raum selbst spielt dann eine klangprägende Rolle. Shabaka wollte das unbedingt als Klangelement einsetzen – das Übersprechen über sämtliche Mikrofone hinweg schuf die klangliche Ursuppe, aus der Sons of Kemet entstehen konnte.

Q Die Tuba spielt auf dem Album eine interessante Rolle. Wie hast du das eingefangen?

A Ich merkte, dass die Tuba in Shabakas Arrangements das untere Spektrum besetzt, aber auch, dass sie Melodien und Rhythmen um das Saxofon webt. Das erforderte bei der Aufnahme und beim Mischen viel Feingefühl... und auch viel Schmackes.

Q Das Album ist sehr energiegeladen, grenzt aber auch die einzelnen Instrumente klar voneinander ab. Wie hast du das erreicht?

A Das war eine von Shabakas Grundvoraussetzungen: Klarheit und Atmosphäre. Ich glaube, das Fehlen von heftigen Subbässen war hilfreich, ebenso wie die Entscheidung, die Schlagzeuger im Stereobild aufzuteilen.

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